Der Dudelsack in Schottland

Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts war die Harfe das beliebteste Instrument Schottlands, doch sie wurde dann vom Dudelsack abgelöst. Wie kam es zu der Beliebtheit des Aerophons?

Der Dudelsack - das Instrument der Schotten

Musik- oder Folter-Instrument? Die Meinungen gehen hierbei stark auseinander: Wir sprechen von dem in Schottland typischen Dudelsack. Während die einen sich die melodischen Klänge zur Entspannung anhören, ist es für Andere ein qualvolles, Ohrenschmerzen verursachendes Quietschen. Vielleicht bewegte diese Tatsache die Schotten auch dazu, Dudelsackspieler mit in die Schlacht zu nehmen - zum Animieren der eigenen Truppen und zur schieren Pein der Gegner. Die erste Erwähnung des Instruments in einer Schlacht war 1549 bei der Schlacht von Pinkie. Hier soll erstmals anstelle von Trompeten der Dudelsack eingesetzt worden sein. Man fand heraus, dass der schrille Ton 10 Meilen weit und über lautes Schlachtgetümmel hinweg gehört werden konnte.

Historiker glauben, dass der Dudelsack aus dem alten Ägypten seinen Weg nach Schottland fand, eingeführt durch die römischen Legionen. Andere sind überzeugt, dass das Instrument von den einwandernden Stämmen von Irland ins Land gelangte. Ägypten scheint hierbei jedoch zu gewinnen, denn man kennt Aufzeichnungen von 400 B.C über die Dudelsackspieler (Piper) von Thebes, die auf Instrumenten geblasen haben sollen, gefertigt aus Hundeleder mit Chantern/Flöten aus Knochen. Einer der bekanntesten Pipers soll einige Jahrhunderte später Kaiser Nero selber gewesen sein.

In der Form, in der wir die Dudelsäcke jedoch heutzutage in Schottland kennen, wurden sie von den Highlandern selber entwickelt. Die schottischen Dudelsäcke bestehen nicht mehr aus Knochen und Hundeleder, sondern meist aus Ziegen-, Schaf- und manchmal auch Kunstleder. Überzogen sind die Dudelsäcke mit einem Sack im Tartan look, häufig in den Clanfarben des Besitzers.

Meist wird der Sack natürlich mit reiner Lungenkraft von Munde aufgeblasen, seltener mit einem Blasebalg. Das typisch vibrierende Brummen des Instruments wird von den sogenannten Dronen erzeugt. Es gibt zwei Tenor Dronen und eine Hauptdrone, die tiefere Brummgeräusche erzeugt. Der Chanter, ein Rohr, das einer Blockflöte ähnelt, ist mit mehreren Löchern versehen, um die Töne zu regulieren. Das Blasrohr hat innen ein dünnes, vibrierendes Blättchen, durch dessen Schwingungen die Töne erzeugt werden.

Bis zum Ende des 17. Jahrhunderts war die Harfe das beliebteste Instrument Schottlands, doch sie wurde dann vom Dudelsack abgelöst. Auch im 21. Jahrhundert findet der Dudelsack noch regen Anklang und wäre bei schottischen Festen und Paraden nicht wegzudenken. Musiker haben sich ebenso dieses eigenwillige Instrument zu Nutze genommen und viele haben es in modernem Stil aufleben lassen. Bekannte Musikgruppen hierzu sind zum Beispiel die Red Hot Chilli Pipers und Runrig.